Medizinische Fachangestellte (MFA)

Sie sorgen für einen möglichst reibungslosen Praxisablauf – hinter dem Tresen ebenso wie im Behandlungszimmer. Die Kassenärztliche Vereinigung M-V richtet ihren Fokus nun verstärkt auch auf die Mitarbeitenden der Ärzte und Psychotherapeuten.

(c) KVMV, Schilder

MFA sind unverzichtbare Schnittstelle zwischen Arzt und Patient

Ohne sie geht es nicht: Medizinische Fachangestellte (kurz: MFA) sorgen für einen möglichst reibungslosen Praxisablauf – hinter dem Tresen ebenso wie im Behandlungszimmer. Zudem erfüllen sie medizinische Aufgaben, die vom Arzt delegiert werden. Laut Bundesärztekammer rangiert die Ausbildung zur bzw. zum Medizinischen Fachangestellten (MFA) unter jungen Leuten auf der Beliebtheitsskala weit oben. Zugleich suchen auch in M-V Niedergelassene teils händeringend Nachwuchs, doch nur die wenigsten Vertragsärzte bilden aus. Die Kassenärztliche Vereinigung M-V richtet ihren Fokus nun verstärkt auch auf die Mitarbeitenden der Ärzte und Psychotherapeuten. Dem Fachkräftemangel beim Praxispersonal will die KVMV begegnen, indem mehr Ausbilder im ambulanten Bereich gewonnen und mehr junge Leute für den Beruf der MFA begeistert werden.

Ärzte suchen MFA: Warum nicht selbst ausbilden?

Die Zahlen sprechen für sich: Laut einer Erhebung der ÄK MV sind aktuell in den Vertragsarztpraxen Mecklenburg-Vorpommerns etwa 8.000 nicht-ärztliche Mitarbeitende tätig – MFA, Arzthelferinnen, Krankenschwestern oder auch Quereinsteiger. Sylvie Kather, Leiterin des Fachbereichs MFA der ÄK MV, sagt, dass geschätzt etwa 20 Prozent davon in den nächsten fünf Jahren in Rente gehen und weitere 20 Prozent den Beruf aufgeben bzw. in Kliniken, Krankenkassen oder andere Bundesländer abwandern. „Der Fachkräftemangel ist in den Arztpraxen angekommen.“

Mehr ausbildende Praxen nötig

Dagegen bilden derzeit nur gut sechs Prozent der Praxen in M-V überhaupt aus, das entspricht dem Bundesdurchschnitt. Pro Jahr starten im nordostdeutschen Bundesland ca. 130 Schulabgänger oder Umschüler eine MFA-Ausbildung. Für 2024 hofft die ÄK MV auf ca. 160 neue Azubis.

Die Ausbildung erfolgt in der Regel dual über drei Jahre sowohl in den Praxen und anderen medizinischen Einrichtungen als auch in der Berufsschule. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit für Quereinsteiger, nach einer Praxistätigkeit von mindestens 4,5 Jahren die schriftliche und mündliche Prüfung für den MFA-Abschluss extern bei der Kammer zu absolvieren.   

Berufsschulstandorte in M-V sind Greifswald, Rostock, Schwerin und Waren/Müritz. Zusammen zählen diese derzeit gut 400 Auszubildende im Fach MFA in drei Lehrjahren. Seit 1991 wurden in M-V rund 4.800 Arzthelferinnen bzw. MFA ausgebildet - die Berufsausbildung zur MFA mit erweitertem Spektrum war 2006 bundesweit eingeführt worden.

Unterstützung der Ausbildungspraxen

Junge Menschen auf ihrem Weg in den Beruf – und damit mit ins Erwachsenwerden – zu begleiten, sei nicht immer einfach und erfordere neben einem nicht unerheblichen Zeitaufwand auch ein Mindestmaß an Fingerspitzengefühl und emotionaler Stärke, meint Sylvie Kather, die selbst ausgebildete MFA sowie studierte Germanistin und Erziehungswissenschaftlerin ist. Sie umschreibt die Stellung einer MFA: „Sie ist die Seele der Praxis, Schnittstelle zwischen Arzt und Patient, ein super Organisationstalent.“  

Hilfen für die Ausbilder gebe es durchaus, z.B. spezielle Fortbildungsprogramme der ÄK MV. Für Azubis biete die Kammer verschiedene Prüfungsvorbereitungskurse – auch als Online- oder Hybrid-Seminare – an, dies unterstütze wesentlich die ausbildenden Praxisteams.

Voraussetzungen für MFA-Ausbildung

Niedergelassene sollten vor allem eins mitbringen: Empathie für die heranwachsende Generation, betont Sylvie Kather. Empfohlen werde den Praxen, eine ausgebildete MFA, Arzthelferin oder Krankenschwester als Ausbildungsbeauftragte zu bestimmen. Ausbilder und „Lehrmeister“ sei zwar immer die Ärztin oder der Arzt. Es sei aber ratsam, die Betreuung der angehenden MFA in die Hände der Praxismitarbeitenden zu legen.

Unterstützung für ausbildende Praxen

Berufsausbildung

Die in der Regel dreijährige MFA-Ausbildung erfolgt im dualen System, also sowohl in der Arztpraxis bzw. einer anderen medizinischen Einrichtung als auch begleitend in der Berufsschule. In M-V ist die Ärztekammer (ÄK MV) zuständig.

Informationen sowie eine Stellenbörse für Gesuche und Angebote für MFA-Stellen bzw. Ausbildungsplätze sind auf der Internetseite der ÄK MV zu finden.

Ausbildung

     

Fortbildung für MFA-Ausbildung

Die 16-stündige Fortbildung „Ausbilden leichtgemacht“ der ÄK MV für Praxis-Ausbildungsbeauftragte, z.B. MFA, findet am 27. und 28. September 2024 kostenfrei in der ÄK MV Rostock statt.

Anmeldung über das Seminarportal der ÄK MV

Programm MedAzubi in Vorpommern

Die Ärztegemeinschaft am Strelasund und die Ärztegemeinschaft Greifswald/Schönwalde bilden seit 2019 gemeinsam aus. Über das Programm MedAzubi (Medizinische Ausbildung mit Jobrotation) für die MFA-Ausbildung in bis zu sechs diversen Facharztpraxen in Stralsund und Greifswald berichtete das KV-Journal. Inzwischen beteiligen sich 50 Ärzte aus 18 Fachbereichen an der Ausbildungsgesellschaft. Diese beschäftigt derzeit 22 MFA-Azubis, davon 15 im Rotationsprinzip.

Für das neue Lehrjahr ab September 2024 bewarben sich 45  Interessierte, die meisten von ihnen online. Ausgewählt wurden fünf MFA-Azubis, die nach dem Rotationsprinzip eingestellt werden sollen, zwei Direktauszubildende, eine Auszubildende aus der Ukraine im Rahmen der Einstiegsqualifizierung sowie zwei Bewerberinnen, die in der Ausbildungs-gesellschaft erstmals als Medizinische Technologen für Laboratoriumsanalytik (MTLA) ausgebildet werden.

Infos zum Programm

     

Initiative: Von Beruf wichtig

KBV und Bundesärztekammer wollen Schulabgänger für die MFA-Ausbildung begeistern. Praxen erhalten Infos zu Pflichten für Ärzte und Auszubildende, zu Praxis- und Berufsschulzeiten sowie zur Ausbildung von Minderjährigen.

www.von-beruf-wichtig.de

Sabrina Block (33), MFA in der gynäkologischen Facharztpraxis von Dr. Andrea Steffen in Rostock

(c) KVMV

Sabrina Block erinnert sich an ihr letztes Schuljahr in der 10. Klasse: „Meinen Weg hatte ich klar vor Augen: Ich wollte unbedingt genauso werden wie die Schwestern bei meinem Hausarzt!“. Das Praxistelefon klingelt. Sabrina spricht rasch einen Termin ab, legt auf und meint: „Warum ich das wollte? Ich war einfach fasziniert von ihnen, ihrer Fürsorglichkeit gegenüber den Patienten, natürlich auch vom Impfen und Blutdruckmessen. Irgendwie hatte ich schon immer ein Helfersyndrom.“

Ausbildung als Umschulung

Dennoch kam – zunächst – alles anders. Es gab keinen Ausbildungsplatz zur MFA und auch keinen in der Gesundheits- und Krankenpflege. Sabrina lernte Restaurantfachfrau, um später an einer Supermarktkasse zu arbeiten. Während ihrer Schwangerschaft fasste sie den Entschluss, ganz neu anzufangen, und bewarb sich bei der Arbeitsagentur für die Ausbildung zur MFA. Dafür musste sie einen sechsstündigen Eignungstest bestehen – den schaffte sie mit Bravour. 2018 wurde Sohn Fiete geboren, 2019 bis 21 absolvierte Sabrina die Ausbildung zur MFA in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Seit Mai 2022 gehört sie zum Team von Dr. Steffen. „Über meine Umschulung zur MFA bin ich heute noch glücklich“, sagt sie. Und über den Wechsel vom „Konzern MVZ“ in die Drei-Frauen-Praxis mit einer Ärztin und zwei Schwestern, in der ein gutes persönliches Miteinander und damit auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich seien. „Ich sehe mich auch in 30, 40 Jahren noch hier.“

 

Berufsbild: MFA

(c) KVMV

„Mädchen für alles“ nennt sich die MFA selbst schon mal ironisch. Nicht zu Unrecht, denn Abwechslung und Vielseitigkeit gehören untrennbar zum Berufsbild der oder des Medizinischen Fachangestellten dazu.Neben Verwaltung und Praxisorganisation, Vorbereitung von Abrechnung und Dokumentation, Terminvergabe, Betreuung und Begleitung der Patientinnen und Patienten vor, während und nach der Behandlung, Materialbeschaffung, Instrumentenreinigung und -aufbereitung, Technik-, Hard- und Software-Pflege übernimmt die MFA auch medizinische Leistungen, die vom Arzt delegiert werden: CTG bei Schwangeren, Blutentnahmen, Blutdruckmessen, Impfen, Infusionen, Labor, Verbände anlegen, Assistieren bei Diagnostik und Therapie sowie bei ambulanten Operationen.

Aus der Sicht einer Ärztin

(c) KVMV

Praxis ist Teamarbeit
„Wir verstehen uns immer als Team, arbeiten Hand in Hand“, betont die Praxisinhaberin. „Ich muss und kann mich darauf verlassen, dass die Mitarbeiterinnen selbstständig agieren. Und ich muss und kann ihnen hundertprozentig vertrauen!“ MFA hätten eine große Verantwortung: Sie müssten kommunikativ und empathisch sein, um etwa auf ängstliche, aufgeregte oder ältere, mitunter hilfebedürftige Patientinnen entsprechend eingehen zu können, sagt Dr. Steffen. Sie benötigten Wissen, Erfahrung und Einfühlungsvermögen, um bestimmte Symptome, wie etwa heftige Bauchschmerzen in der Schwangerschaft, am Telefon oder Tresen als Alarmzeichen für mögliche Notfälle zu erkennen, entsprechend zu handeln und gegebenenfalls sofort die Ärztin hinzuzuziehen.

„Ohne meine beiden Mitarbeiterinnen würde die Praxis nicht rundlaufen“, sagt Dr. Steffen.

MFA-Initiative der KVMV
Dr. Steffen richtet ebenso wie viele andere niedergelassene Ärzte in M-V den Blick in die Zukunft. „Wir müssen jetzt für später ausbilden, um langfristig das Personal für unsere Praxen zu sichern“, betont die Fachärztin, die Mitglied in der Vertreterversammlung (VV) der KVMV und Sprecherin des Öffentlichkeitsausschusses der VV ist. „Und wir müssen unseren MFA, den bereits angestellten wie auch den zukünftigen, unsere Wertschätzung sehr deutlich zeigen, ihnen aber ebenso Chancen auf Aus- und Weiterbildung geben, damit sie uns in der ambulanten Versorgung erhalten bleiben.“ 

ANSPRECHPARTNER

Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern
Aus- und Fortbildung MFA

Sylvie Kather
Tel.: 0381.492 80 25
E-Mail: fbmfa@aek-mv.de

zur Ärztekammer M-V (inkl. Stellenbörse)